Texte und Betrachtungen

  • Rudolf Fahrner „Schwarzmeer“

    In den Raunächten zwischen den Jahren, gedenkt man jener Toten, mit denen uns ein geheimes Band verbindet. Rudolf Fahrner (1903-1988) kam durch Friedrich Wolters zum George Kreis. Nach seiner Habilitation 1928 war er als Autor und Privatdozent in Marburg tätig. In den Dreißiger Jahren lernte er die Brüder Berthold und Claus von Stauffenberg kennen und…

  • Coconut Kiss

    Eine humoristische Erzählung Vorgetragen bei Jung Wien ’14 Prosa Colada auf dem Badeschiff 04.06.2023 München leuchtete. Doch Wien leuchtete auch. Hier spannte sich an einem Junitag des Jahres 1980 ebenso strahlend ein Himmel von blauer Seide. An jenem Tag feierten zwei Freunde Réunion in der Innenstadt, nämlich der Philologe Dr. Autherith und der Mathematiker Hr.…

  • Hans David Brasch (1892 – 1950) „— Dies Leben war zu voll es auszuschlürfen“

    Hans David Brasch (1892 – 1950) lernte 1910 in seiner Heimatstadt Berlin Ernst Morwitz kennen, welcher ihn 1911 mit Stefan George bekannt machte. In der Folgezeit traf Brasch öfter mit George zusammen und verbrachte im März 1914 in München und Camogli (Italien) einige Wochen mit ihm. 1933 begann seine Emigration, welchen ihn schließlich nach Australien…

  • Übersetzung Dragutin Tadijanović „Vraćanje u noć“

    Dragutin Tadijanović 1905-2007 Rückkehr in die Nacht Die Schnitter kehren, schweigend auf grauem Wege zurück, Sie tragen den Geruch gemähter Wiesen mit sich: Ihre kantigen Locken sind über die Schultern gefallen; Das Dimmen des Tabaks, von weitem sichtbar, vor Ihren dunklen Köpfen.

  • Übersetzung Dragutin Tadijanović „Vezan za zemlju“

    Dragutin Tadijanović 1905-2007 An die Scholle gebunden In meiner Knabenzeit, vor einem halben Jahrhundert, Habe ich oft am Hügel geweilt, Beim Eingang nach Rastušje, in den sommerlichen Vorabenden, zwischen den Sträuchern des Seidelbast, In der Stille wartend, am Gras, barfuß, Dass sich der Abendstern zeigt und nach ihm Die anderen Sterne am Himmel und dass…

  • Übersetzung Dragutin Tadijanović „Bacam srce pod tudja stopala“

    Dragutin Tadijanović 1905-2007 Ich werfe mein Herz unter fremde Sohlen 1.Vater, Du liegst auf dem Friedhof in Rastušje,Über Dir hat die Nacht ihre Flügel ausgeweitet,Die dunkle Nacht, in der Deine Knochen ruhen;Du stehst nicht vor dem Morgengrauen auf, gehst nicht in den StallUm die Pferde mit Heu zu füttern.Langsam verfault das Kreuz aus EichenholzUnd der…

  • Immer die gleichen Straßen… 3

    Immer die gleichen Straßen. Immer die gleichen Straßen, die ich ohne Ziel durchschreite. Und mein Schatten. Und meine Gedanken. Zum Beispiel die Hetzendorfer Straße, mit dem Bahnhof der Schnellbahn, der sich dort befindet. Die Bahngleise sind auf einem Hügel, welcher mit grünem Rasen bepflanzt ist und hinter dem Wartehäuschen befindet sich im Gras eine verwitterte…

  • Ob Nacht-, ob Taggestirne, keins, das nicht bitter wär…Arthur Rimbaud

  • Immer die gleichen Straßen 2….

    Immer die gleichen Straßen. Immer die gleichen Straßen und wenn man traurig ist und die Füße vom Gehen wund, der Kopf gesenkt, dann sieht man Grashalme sprießen in den Rissen des Troittoirs und müdes Laub am Wegesrand. Und hebt man den Blick dann sieht man manchmal hohe Pappeln. Etwa wenn man den Donaukanal über die…

  • Immer die gleichen Straßen…

    Immer die gleichen Straßen. Immer die gleichen Straßen, die ich ohne Ziel durchschreite. Und meine Gedanken. Und mein Schatten. Wenn ich Pappeln sehe, dann bin ich immer glücklich, denn Sie ragen so majestätisch in den Himmel. Die Breitenfurterstraße scheint endlos lang und führt zur Peripherie. Sie ist, vorallem weiter stadtauswärts, meist von ebenerdigen Häusern gesäumt.…