Rudolf Fahrner „Schwarzmeer“

In den Raunächten zwischen den Jahren, gedenkt man jener Toten, mit denen uns ein geheimes Band verbindet. Rudolf Fahrner (1903-1988) kam durch Friedrich Wolters zum George Kreis. Nach seiner Habilitation 1928 war er als Autor und Privatdozent in Marburg tätig. In den Dreißiger Jahren lernte er die Brüder Berthold und Claus von Stauffenberg kennen und schloss mit ihnen Freundschaft. 1950 wurde er Professor in Ankara, bis er 1958 eine Anstellung als Hochschullehrer an der Technischen Hochschule Karlsruhe erhielt; dort lehrte er bis zu seiner Emeritierung 1972. Im Jahre 2022 hörte ich zum ersten Mal von diesem Dichter und bekam auch vier seiner Gedichte, deren Lektüre mir empfohlen wurde. Alsbald verliebte ich mich in Fahrners Poem „Schwarzmeer“ und hatte dann die große Ehre dieses Gedicht für den „Schilfpalast“ zu interpretieren. Diese Verse waren vollendet schön und die Metaphern ungewöhnlich, aber doch von klassischer Anmut. Jeder der einmal geliebt hatte, wird sie verstehen: die Netzte und Perlenschleier, sowie die Gitter, in denen die Liebenden gefangen sind, der Wind, welcher die feinen Fäden schwingt und auch das Auge des Geliebten, in dem man gleichsam gefangen wird und schließlich das Mondlicht, welches in den Lorbeer gleitet, mit dem lichten Schauer der Liebe. Schopenhauer sagt: “Trotz Zeit, Tod und Verwesung sind wir noch alle beisammen.” In diesem Sinne denke ich an Rudolf Fahrner, welcher starb als ich fünf Jahre alt war, denn uns verbindet ein geheimes Band und ein goldenes Arkadien, jenseits der Zeit…

Denial Bahtijaragic liest Rudolf Fahrner — Schwarzmeer (youtube.com)


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