Übersetzung Dragutin Tadijanović „Bacam srce pod tudja stopala“

Dragutin Tadijanović 1905-2007


Ich werfe mein Herz unter fremde Sohlen


1.
Vater, Du liegst auf dem Friedhof in Rastušje,
Über Dir hat die Nacht ihre Flügel ausgeweitet,
Die dunkle Nacht, in der Deine Knochen ruhen;
Du stehst nicht vor dem Morgengrauen auf, gehst nicht in den Stall
Um die Pferde mit Heu zu füttern.
Langsam verfault das Kreuz aus Eichenholz
Und der Wind weht über das Grab
Aber er berührt nicht Dein Gesicht, wie damals als Du noch lebtest.
Der Morgentau fällt auf das Klee neben dem Bach;
Im Haus herrscht Armut, Frieden und Schimmel.
Ich kümmere mich nicht darum eine Familie zu gründen,
Auch nicht darum, dass mein Antlitz verklärt wird, von häuslichem Glück:
Das Vaterhaus verfällt, weit weg von mir.


2.
Vater, wenn Du mich nicht in die Schule geschickt hättest
Hätte ich schon längst geheiratet:
Hätte zwei, drei Söhnchen.
Im Frühling würde ich graben, pflügen, mähen;
Dann im Herbst würde ich Rakija brennen und mich betrunken mit dem Nachbarn prügeln.
Schlussendlich würden mich meine Söhne begraben,
Am späten, schlammigen Vorabend,
Wenn Sie neue Gräber ausheben, neben Dir,
Wo unsere Väter liegen seit alters her.
Und nachher würden sie das Vieh tränken gehen.
Aber ich werfe mein Herz unter fremde Sohlen:
Jene die mich kennen wenden ihren Kopf ab,
Sagen ich sei verrückt.


Zagreb 7.9.1932.


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